Wenn Wolfgang Schmidt etwas anpackt, dann mit vollem Einsatz. Der Versorgungstechniker aus dem Außerfern hatte schon lange den Wunsch, bewusst eine Auszeit zu nehmen, um sich sozial zu engagieren. Zwei Jahre im Voraus plante er mit seinem Arbeitgeber eine längere Freistellung – ursprünglich für die Flüchtlingshilfe auf Lesbos. Doch dann fragte er sich, was er aus dem Einsatz für sich mitnehmen kann. Vier Wochen wären für die Flüchtlingshilfe auf Lesbos zu kurz. So wandte er sich an die Caritas Tirol. Über das Freiwilligenzentrum entstand rasch ein Einsatzplan: vier Wochen in verschiedenen Einrichtungen – mitten in Tirol, mitten im Leben.
Seine erste Station war – nachdem er die Einrichtungen in Reutte besucht hatte – die Katharina-Stube in Innsbruck, eine Wärmestube für wohnungslose Menschen. Schon nach wenigen Minuten war klar: Hier ist Zupacken gefragt. „Man wird sofort gebraucht“, erzählt Schmidt. Zuerst half er beim Vorbereiten und Verteilen der Mahlzeiten, doch bald merkte er: Es geht um viel mehr als um Essensausgabe. Menschen kamen mit Sorgen, suchten ein offenes Ohr und vertrauten sich den Sozialarbeiterinnen an. Besonders in Erinnerung blieb ihm ein Spiele- und Kochnachmittag: „Da konnte man den Besucherinnen und Besuchern das Gefühl von menschlicher Wärme und Gemeinschaft schenken. Das hat mich sehr berührt.“
Die zweite Woche verbrachte er beim Krapoldi-Festival. Vom Bühnenaufbau bis zur Kartenkontrolle packte er überall mit an. Es war anstrengend, aber auch spannend und vielfältig. „Klar ist: Ohne Freiwillige geht so etwas nicht. Viele Angebote beim Festival sind kostenlos. So ist es für alle Menschen zugänglich – unabhängig vom Einkommen.“
In seiner dritten Woche kehrte Schmidt in die Katharina-Stube zurück. Nun, schon vertrauter mit dem Ablauf, konnte er sich noch stärker auf die Menschen einlassen. Viele Gespräche gingen ihm unter die Haut. Und auch sein handwerkliches Können brachte er ein: Mit viel Einsatz organisierte er kostenlos Ersatzteile, um ein defektes Urinal zu reparieren. „Es war noch nicht ganz fertig, als ich gegangen bin – aber am besten Weg. Und das heißt: Bald gibt es nicht mehr nur ein WC für die gesamte Katharina-Stube.“
Seine vierte Woche führte ihn ins Integrationshaus, wo er Menschen aus aller Welt traf. Besonders in Erinnerung blieb ihm ein Sprach-Tandem-Workshop: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie Menschen trotz Sprachbarrieren ins Gespräch kommen und ihre Talente für die Allgemeinheit einsetzen.“
Fazit eines besonderen Monats
Vier Wochen, viele Eindrücke. Was bleibt? „Keine Stunde habe ich bereut. Ich habe so viele engagierte Menschen kennengelernt, die weit mehr tun, als in ihrer Jobbeschreibung steht. Diese Motivation steckt an.“
Für Wolfgang Schmidt steht fest: Er hat nicht nur gegeben, sondern auch viel gelernt.