Auf eine Reise gehen, ohne das Haus zu verlassen? Das geht im Caritas Integrationshaus in Innsbruck. Rachel, eine Bewohnerin einer der Krisenwohnungen der Caritas, hat eine Dankbarkeitsreise durch das Haus gestaltet – zum Innehalten, Danken und auch um aufzuwecken.
In ihrer Vergangenheit war Rachel psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt. Nach ihrer Rückkehr aus Deutschland hat die gebürtige Osttirolerin im Caritas Integrationshaus ein neues Zuhause gefunden. „Hier fühle ich mich sicher. Ich kann die Türe hinter mir zumachen, wenn ich alleine sein möchte. Wenn ich aber Lust auf Gesellschaft habe, gehe ich einfach in die ErzählBar – die hauseigene Cafeteria“, erzählt Rachel. Auf der ersten Tafel der von ihr entworfenen Dankbarkeitsreise ist zu lesen: „Ich bin dankbar, hier sein und hier heilen zu dürfen.“
Im Integrationshaus leben rund 300 Leute – ein bunter Mix aus Menschen. Wo viele Menschen leben, gibt es manchmal auch Herausforderungen. So zum Beispiel auch im Müllraum der Anlage: „Die Mülltrennung lässt zu wünschen übrig, im Müllraum schaut es manchmal wild aus.“ Deshalb ist auch genau dieser Ort eine Station von Rachels Dankbarkeitsreise: „Ich habe schon an Plätzen gewohnt, wo sich Müll in den Wohnungen gestapelt hat. Aus Dankbarkeit trenne ich hier meinen Müll und lasse ihn nicht am Boden stehen“ ist hier auf der Tafel zu lesen. Mit dem Ausdruck ihrer eigenen Dankbarkeit hofft Rachel auch andere Menschen dazu anzuspornen, innezuhalten und nachzudenken – und den Müll zu trennen.
Eine weitere der insgesamt acht Stationen der Reise befindet sich in der Cafeteria. Dort dankt sie für die Sozialkontakte, die sie selbst ihre Sozialphobie überwinden ließen. Hier gibt es die Möglichkeit, Kaffee zu trinken, sich zu unterhalten und auch einen Fairteiler – hier können Lebensmittel, die von anderen nicht mehr gebraucht werden, kostenlos mitgenommen werden. Für diese Angebote ist Rachel dankbar – und erinnert gleichzeitig daran, für alle etwas übrigzulassen.
Die Reise führt durch das ganze Haus, lässt vor Caritas-Angeboten (Büro der Leitung und SozialarbeiterInnen, Caritas Demenz- und Familienberatung) innehalten, aber auch vor dem Gebetstraum oder in den Stockwerken. Überall dort fand Rachel dankende Worte. Und Worte, die zum Nachdenken anregen.